Orthopädie

Orthopädie

Bei Erkrankungen des Bewegungsapparates ist eine sorgfältige Lahmheitsuntersuchung zu Abklärung der Ursache sinnvoll, um durch eine gezielte und erfolgreiche Therapie die Wiederherstellung des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit des Patienten zu ermöglichen.

Dabei legen wir besonderen Wert auf eine umfassende Einschätzung der Situation einschließlich der Vorgeschichte, der aktuell bestehenden Beschwerden sowie der Rahmenbedingungen. Ziel unserer Bemühungen ist es nicht nur eine kurzfristige Behebung der Symptome zu erreichen, sondern möglichst langfristig die Gesundheit und Leistungsfähigkeit Ihres Pferdes zu erhalten.

Am Anfang der Untersuchung steht eine sorgfältige Erhebung der Vorgeschichte (Anamnese), gefolgt von der äußerlichen Untersuchung und der Beurteilung in der Bewegung, bei Bedarf auch unter dem Reiter. Hierzu stehen uns eine überdachte Lahmheitsuntersuchungsstrecke sowie ein Reitplatz mit Ebbe-Flut-System zur Verfügung.
Zur weiteren Eingrenzung der Beschwerden werden je nach Einzelfall sogenannte Leitungs- sowie auch Gelenksanästhesien eingesetzt.
Als bildgebende Diagnostik stehen uns digitales Röntgen und hochauflösender digitaler Ultraschall zur Verfügung.
Sollten diese Techniken nicht für eine sichere Diagnosefindung ausreichen, arbeiten wir mit verschiedenen Experten in spezialisierten Kliniken zusammen und veranlassen gegebenenfalls szintigrapische-, computer- oder magnetresonanztomograpische Untersuchungen (CT / MRT).

Zur Therapie von Erkrankungen des Bewegungsapparates kommen verschiedeneMethoden zum Einsatz:
unter anderem

  • medikamentöse Therapie
  • regenerative Therapie (Eigenblutbehandlung, Stammzellbehandlung)
  • Neuraltherapie
  • Chirurgie
  • Chiropraxis/Physiotherapie
  • Nahrungsergänzung
  • Phytotherapie (Anwendung pflanzlicher Wirkstoffe)
  • Erstellen von Bewegungs- und Trainingsplänen

Im Rahmen der sog. regenerativen Therapien werden insbesondere zur Gelenks- und Sehnentherapie spezielle Behandlungstechniken wie Orthokin/Osteokin, IRAP, PRP, und Stammzelltherapie mit Erfolg eingesetzt. Bei diesen unterschiedlichen Verfahren wurden bisher jeweils aus dem Blut oder Knochenmark gewonnene heilungsfördernde Zellen herausgefiltert und für eine lokale Injektionsbehandlung aufbereitet.

Seit 2019 steht ein gebauchsfertiges regeneratives Medikament (bestehend aus Stammzellen und PRP=zellreiches Plasma) zur Gelenkbehandlung bei Pferden zur Verfügung, welches wir seitdem mit besonders guten Erfahrungen regelmäßig anwenden. Hierbei wird eine Stammzelltherapie mit gleichzeitigem Einsatz eines entzündungshemmenden zellreichen Plasmas kombiniert und steht jederzeit zur Verfügung, ohne dem eigenen Pferd zuvor Knochenmark oder Blut entnehmen und aufbereiten zu müssen.

Des Weiteren ist bei dieser Therapie ein Mindestgehalt und eine Mindestqualität an Stammzellen und an PRP gewährleistet, welches bei Aufbereitungen aus gewonnenem Blut oder Knochenmark im Einzelfall nicht dargestellt werden kann.

Regenerative Therapie

Inhaltsübersicht:

  • Fachgebiet / Intro
  • Stammzelltherapie
    – Zellen mit großem Entwicklungspotential
    – Stammzellgewinnung und Aufbereitung zum Medikament
    – Zur Therapie degenerativer Gelenkserkrankungen
  • Therapieablauf
    – Vorgänge im Gelenk nach Stammzellinjektion
    – Reha-Plan unbedingt einhalten
  • Erfahrungsberichte
  • FAQ´s – Häufig gestellte Fragen
    – Bei welchen Lahmheitsursachen kommt die Stammzelltherapie in Frage?
    – Wie wird die Stammzelltherapie durchgeführt?
    – Woher kommen die Stammzellen?
    – Mit welchen Nebenwirkungen muss ich bei meinem Pferd rechnen?
    – Mit welchen Therapiekosten muss ich bei der Stammzelltherapierechnen?
    – Was muss ich nach der Stammzelltherapie beachten?
    – Doping? Karenzzeit?
    – Wie lange nach der Behandlung ist eine Besserung zu erwarten?
    – Ist die Wirkung nur vorübergehend oder länger anhaltend?

Begriffsbestimmung – Regenerative Therapie

Bioregenerative Therapien zielen darauf ab, mit Stoffen biologischen Ursprungs die Wiederherstellung eines geschädigten Gewebes oder Organs zu erreichen (=Regeneration). Durch intensive Forschung und Entwicklung moderner Tierarzneimittel haben dieTherapiemöglichkeiten bei Lahmheiten von Pferden im letzten Jahrzehnt große Fortschritte gemacht.

Stammzelltherapie

Der Einsatz von Stammzellen bei der Behandlung bestimmter Lahmheiten des Pferdes eröffnet die Möglichkeit, zusätzlich zu den bisherigen entzündungshemmenden und schmerzlindernden Therapiemöglichkeiten potente Zellen direkt an den Ort des verletzten Gewebes zu injizieren und die Heilung somit gezielt zu fördern.

  • Zellen mit großem Entwicklungspotential

Stammzellen sind Zellen, die noch nicht auf ihre spätere Funktion im Körper festgelegt sind. Sie können sich unendlich teilen und die unterschiedlichen Gewebe bilden, aus denen der Körper aufgebaut ist. Die Spezialisierung zu einer bestimmten Gewebeart nennt man Differenzierung. Stammzellen sind von großem therapeutischem Interesse, da sie die Fähigkeit besitzen, die Regeneration, also die Wiederherstellung der Gewebsfunktion, gezielt zu fördern. Daher wird die Stammzelltherapie auch als „regenerative Behandlung“
bezeichnet.

  • Stammzellgewinnung und Aufbereitung zum Medikament

Stammzellen können aus verschiedenen Geweben (z.B. Knochenmark, Blut, Fett, Nabelschnur) entnommen werden. Zur Stammzelltherapie verwenden wir ein innovatives und neues Medikament. Die hierbei eingesetzten Stammzellen werden aus dem Blut gesunder, ausgewählter Spenderpferde gewonnen. Danach werden sie im Speziallabor unter standardisierten Bedingungen vermehrt, die Qualität wird überprüft und sie werden „chondrogen induziert“, also so beeinflusst, dass sie nach der Injektion ins Gelenk mit den Knorpelzellen interagieren.

Das bietet eine Reihe von Vorteilen:

Durch die Auswahl gesunder, junger und unter besten Bedingungen gehaltener Spenderpferde werden nur Stammzellen der höchsten Qualität für das eingesetzte Präparat verwendet.

Das Spenderpferd erlebt nur einen „Piks“ wie bei einer üblichen Blutentnahme, muss also weder sediert werden noch eine schmerzhafte Prozedur über sich ergehen lassen. Es wird nur eine sehr kleine Menge Blut entnommen.

Es handelt sich um ein vielfach erprobtes, von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA in der gesamten EU für Pferde zugelassenes verschreibungspflichtiges Arzneimittel, welches 2019 als weltweit erstes Stammzell-Präparat zugelassen wurde und unterliegt somit strengen Qualitätsprüfungen.

Durch die Vordifferenzierung der Stammzellen wird eine größere Sicherheit erzielt, dass sie an den Knorpelzellen anheften und ihre Wirkung entfalten. Dadurch erhöht sich der Erfolg der Therapie.

Das Tierarzneimittel steht für die Stammzelltherapie zur unmittelbaren Verfügung. Es muss also nicht mehr wie bei bisherigen Therapien zeitaufwendig aus Zellen, die von dem verletzten Pferd invasiv entnommen und hergestellt werden.

  • Zur Therapie degenerativer Gelenkserkrankungen

Gemäß den Zulassungsunterlagen sorgt das Arzneimittel, das wir in unserer Praxis einsetzen, für die „Reduzierung von gering- bis mittelgradiger wiederkehrender Lahmheit, die mit einer nicht-septischen Gelenkentzündung bei Pferden assoziiert ist“. Die Anwendung des Produktes ist also bei solchen Lahmheiten möglich, die durch entzündliche Prozesse in einem Gelenkentstanden sind.

Studien zeigen, dass 60% aller Lahmheitsfälle bei Pferden mit Osteoarthritis (OA) zusammenhängen. Die Osteoarthritis ist eine degenerative (also durch Verschleiß bedingte) Gelenkerkrankung. Sie entsteht vor allem durch Überbelastung und zeichnet sich durch eine fortschreitende Veränderung der Knorpel- und Knochenstruktur aus. OA beginnt häufig mit einer Entzündung der Gelenkkapsel. Dadurch gelangen Entzündungszellen, Botenstoffe, Enzyme und freie Radikale in die Gelenkflüssigkeit und greifen die Knorpelsubstanz an. Knorpelzellen, die für die Produktion der Knorpelmatrix zuständig sind, werden zerstört. Es kommt zu Läsionen (Schädigungen) und Degeneration des Gelenkknorpels. Diese schmerzhafte Funktionseinschränkung führt dazu, dass das Pferd lahmt.

Sportpferde wie auch Freizeitpferde sind Athleten. Sowohl beim Spring- oder Westernreiten, bei der Dressur oder bei der Vielseitigkeit kommt es immer wieder zu hohen punktuellen Beanspruchungen der Gelenke. Aber auch ernährungsbedingt oder durch altersbedingten Verschleiß können fortschreitende Veränderungen der Knorpel- und Knochenstrukturen auftreten.

Die Therapieansätze der Osteoarthritis verfolgen drei Ziele, um die Wiederherstellung der normalen Bewegungsvorgänge im Gelenk zu erreichen:

  1. Unterbrechung der Entzündungskaskade und Linderung der Schmerzen
  2. Stoffwechselvorgänge im Gelenk normalisieren
  3. Reparatur des beschädigten Knorpels

Die Gabe von entzündungshemmenden Schmerzmitteln in Form von oralen Lösungen oder Pulvern und lokal wirkenden Salben erreicht meist das erst genannte Ziel. Spezielle Futterergänzungsmittel unterstützen die Stoffwechselaktivität im Gelenk. Je nach Befund können die Schmerzen jedoch nach Absetzen der Medikamente wiederkehren. Eine langfristige positive Förderung des Knorpelgewebes ist durch den Einsatz von Stammzellen möglich.

Nach gründlicher Diagnose der vorliegenden Erkrankung Ihres Pferdes werden unsere Tierärztinnen und Tierärzte Sie über die Möglichkeit der Stammzelltherapie informieren, wenn davon auszugehen ist, dass Ihr Pferd von dieser Behandlung profitieren wird.

Therapieablauf

Zunächst wird das Pferd auf die unter sterilen Bedingungen vorzunehmende Injektion vorbereitet. Da das Medikament, das wir einsetzen, ultratiefgekühlt in unsere Praxis geliefert wird, tauen wir es unmittelbar vor der Injektion auf und bereiten die Injektionslösung nach Herstellerangaben zu. Die Stammzellen sind dann in Pferdeplasma gelöst. Das Injektionsvolumen beträgt 2 ml. Unsere erfahrenen Tierärztinnen und Tierärzte injizieren die Lösung schließlich direkt in den betroffenen Gelenkspalt an den Ort der Entzündung.

Zu beachten ist, dass nach einer Arthroskopie mindestens drei Tage gewartet werden sollte, bevor die Stammzelltherapie angewendet wird. Die Gabe von entzündungshemmenden Schmerzmitteln ist zeitgleich möglich und wird empfohlen.

  • Vorgänge im Gelenk nach Stammzellinjektion

Nach der Injektion schütten die Stammzellen im Gelenk immunmodulatorische Faktoren aus, die mit den Entzündungszellen reagieren. Dadurch wird die sogenannte „Entzündungskaskade“ unterbrochen. Die chondrogen induzierten Stammzellen hemmen die Reifung schädlicher Zellen und deren entzündungsfördernde Aktivität sowie die Vermehrung von Lymphozyten und anderen Immunzellen. Die Stammzellen bilden eine gleichmäßige Schicht auf der gesamten Oberfläche des Gelenkknorpels. Sie schütten Wachstumsfaktoren und Botenstoffe aus, um mit den Knorpelzellen zu kommunizieren. Dadurch wird das Absterben der Knorpelzellen gestoppt und ihre Funktion unterstützt. Die Bildung der extrazellulären Knorpelmatrix wird gefördert. 

  • Reha-Plan unbedingt einhalten

Die Einhaltung des Reha-Planes ist entscheidend für den Erfolg der Therapie. Je nach Befund und Schweregrad der ursprünglichen Lahmheit wird der Reha-Plan individuell an die Bedürfnisse Ihres Pferdes angepasst. Unsere behandelnden Tierärztinnen und Tierärzte werden den Aufbauplan dann mit Ihnen im Detail besprechen.

Allgemein gilt:

Die Wirkung der Stammzellen im Gelenk benötigt Zeit. Es kann nach der Stammzellbehandlung sechs bis zwölf Wochen bis zur maximalen klinischen Besserung dauern. 

Eine allgemeine Richtlinie sieht folgenden Reha-Plan vor:

Erfahrungsberichte

Vor der Einführung des von uns verwendeten Arzneimittels waren Sicherheit und Wirksamkeit der Stammzelltherapie in einer Feldstudie an 50 Pferden getestet worden. Im Vergleich zu den 25 Pferden, die parallel mit einem Placebo behandelt worden waren, waren aus der mit dem Arzneimittel behandelten Gruppe 90% der behandelten Pferde nach einem Jahr wieder auf ihrem früheren Niveau oder Trainingsniveau belastbar.

Seit der Zulassung durch die EMA im Jahr 2019 sind europaweit zahlreiche Erfahrungen mit dem Produkt gesammelt worden, die die positiven Ergebnisse der Feldstudie bekräftigen.

Hier zur Veranschaulichung einige ausgewählte Beispiele:

  • Anwendung im Hufgelenk:

Ein neun Jahre alter Hengst, Springreiten S***, ging seit drei Monaten geringgradig lahm. Behandlungen mit Kortison- und Hyaluronsäureinjektionen sowie mit Interleukin-1-Rezeptor-Antagonist-Protein (IRAP) blieben ohne Erfolg. Das Röntgenbild und MRT zeigte Veränderungen am Hufgelenk.

Anschließend wurde die Stammzelltherapie beidseits an den Hufgelenken mit dem in unserer Praxis eingesetztem Arzneimittel durchgeführt. Der Reha-Plan wurde streng befolgt. Bei der Nachuntersuchung nach vier Wochen war der Hengst lahmfrei. Nach sechs Monaten erfolgte eine erneute Nachuntersuchung, das Sportpferd lief weiterhin auf dem gleichen hohen Niveau wie vor dem Auftreten der Lahmheit.

  • Anwendung im Krongelenk:

Eine 19-jahre alte Bayerische Warmblutstute, erfolgreich in der S-Dressur, zeigte seit vier Monaten eine mittelgradige Lahmheit. Die Anästhesie des Krongelenks war positiv, im Röntgenbild waren deutliche knöcherne Zubildungen auf dem Kronbein und dem Fesselbein zu sehen. Sie war bereits mit Meloxicam, Hyaluron- und Clodronsäure erfolglos vorbehandelt. Daraufhin wurde die Stammzelltherapie eingesetzt. Bei der Nachuntersuchung einen Monat später war lediglich noch eine geringgradige Lahmheit auf hartem Boden im engen Zirkel zu sehen.

  • Anwendung im Fesselgelenk:

Ein 14-jahre alter Warmblut-Wallach, Vielseitigkeit CCI****, war mehrere Wochen wiederkehrend geringgradig hinten links. Er war mit Kortison vorbehandelt, das Röntgenbild zeigte Aufhellungen am Fesselbein. Das von uns eingesetzte Arzneimittel wurde in das linke hintere Fesselgelenk injiziert. Einen Monat später (bei Einhaltung des Reha-Plans) zeigte die Nachuntersuchung eine Verbesserung der Lahmheit. Einen weiteren Monat später war das Pferd lahmheitsfrei. Sechs Monate später ist das Sportpferd weiterhin auf dem früheren Niveau leistungsbereit.

9 j. Stute, Oldenburger, L-/M-Springpferd, 2019 LH VL 2-3/5 wiederholt, Beugeschmerz FG, Beugeprobe++, Fesselgelenksanästhesie positiv
Röntgen: o.b.B., 3 malige Injektionsbehandlung des Fesselgelenkes mit Corticosteroid + Hyaluronsäure im Abstand von einigen Wochen:

  1. Injektion Triamcinolon+Hyaluron i.a.,nach 2-3 Wochen zunächst lahmfrei
    nach steigernder Anbelastung wieder lahm
  2. Injektion Triamcinolon+Hyaluron i.a., nach steigernder Anbelastung wieder lahm
  3. Injektion, dann direkt 6 Wochen Pause, dann langsame Steigerung über 3 Wochen
    nach 1. Turnier L-Springen wieder lahm, Entscheid zu Arti Cell i.a. (Februar 2020)
    lahmfrei nach 3 Wochen, dann 3 Wochen 60-120 Min. Schritt reiten, Beginn Trab nach 4 Wo., nach 6 Wochen weiter lahmfrei, Steigerung bis 8. Woche auf volles Trainingsniveau, seitdem lahmfrei/beschwerdefrei (18 Monate), M-Springen

Erste Fälle mit Kniegelenkserkrankungen bei Quarter Horses (im Reining Sport) wurden ebenfalls mit dem Stammzellpräparat behandelt, die Therapie verlief in den ersten Wochen bzw. Monaten erfolgreich, Langzeitergebnisse stehen noch aus. Wir stehen mit Kollegen zum regelmäßigen gegenseitigen Erfahrungsaustausch in Kontakt, so dass wir weiterhin mit einem wachsenden Erfahrungsschatz aus der Praxis beraten und helfen können.

Wir haben seit 2019 Erfahrung mit dieser Form der Gelenkbehandlung und kommen zu dem Ergebnis, dass die Behandlung deutlich nachhaltiger (beständigerer Behandlungserfolg) als der ursprüngliche Standard (Corticosteroide+ Hyaluronsäure) oder autologe Therapien (PRP verschiedener Gewinnungstechnik; IRAP) ist.

Hervorzuheben ist auch noch, dass die unerwünschten Nebenwirkungen durch Kortikosteroide entfallen. Darüber hinaus gibt es keine Doping Problematik, daher können auch Pferde bei erfolgreicher Therapie und zumutbarer Belastbarkeit ohne Doping-Stress zeitnah in den Sport zurückkehren.

FAQ´s – Häufig gestellte Fragen

  • Bei welchen Lahmheitsursachen kommt die Stammzelltherapie in Frage?

Bislang gibt es viele positive Therapieerfolge bei Osteoarthritis (OA) verschiedener Gelenke der Gliedmaßen. OA ist eine häufig auftretende degenerative Gelenkserkrankung, bei der Entzündungsprozesse im Gelenk zu einem Abbau des Gelenkknorpels führen. Das ist sehr schmerzhaft für das Pferd und verursacht die Lahmheit.

  • Wie wird die Stammzelltherapie durchgeführt?

Nach eingehender Erhebung der Krankengeschichte und gründlicher Diagnostik bei Ihrem Pferd und wir die Stammzelltherapie für erfolgsversprechend ansehen, wird nach Ihrer Zustimmung das Medikament unter sterilen Bedingungen direkt in das betroffene Gelenk injiziert. Die Technik ist identisch mit einer intraartikulären Injektion jedes anderen Gelenkpräparates.

  • Woher kommen die Stammzellen?

Die Stammzellen werden durch Blutabnahme aus dem Blut ausgewählter, junger, gesunder und unter besten Bedingungen gehaltener Spenderpferde gewonnen. Die Qualität der Stammzellen wird fortwährend überprüft, so dass für das Medikament nur Stammzellen höchster Qualität eingesetzt werden. Im Labor werden sie so vorbereitet, dass sie im Gelenk mit den Knorpelzellen interagieren. 

  • Mit welchen Nebenwirkungen muss ich bei meinem Pferd rechnen?

Nach der Gelenksinjektion kann es in den ersten Tagen nach der Injektion zu einer vorübergehenden Schwellung und erhöhten Wärme am behandelten Gelenk kommen. Auch die Lahmheit kann vorübergehend stärker werden. Daher wird die parallele Gabe von entzündungshemmenden Schmerzmitteln empfohlen. Hierbei haben wir bisher bei einmaliger, gleichzeitiger Gabe eines Schmerzmittels keine klinischen Nebenwirkungen mehr beobachten können. Andere Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten wurden bislang nicht beobachtet. 

  • Mit welchen Therapiekosten muss ich bei der Stammzellentherapie rechnen?

Für das hochmoderne Medikament, mit dem wir behandeln, ist mit Kosten von mehreren hundert Euro für eine Behandlung zu rechnen. Das Stammzellmedikament kostet deutlich mehr als eine Kortison-Injektion. Zu bedenken ist aber, das wir aufgrund unserer Erfahrung sagen können, dass wir mit der Stammzelltherapie regelmäßig mit einer einzelnen Behandlung auskommen, eine Kortikosteroid-Therapie aber in vielen Fällen wiederholt durchgeführt werden muss. Zum Preis des jeweiligen Medikamentes kommen dann noch die Kosten für die Durchführung der Gelenksinjektion, für einen Verband und ggf. die Sedierung Ihres Pferdes. Wir sind in unserer Praxis an die Tierärztliche Gebührenordnung (GOT) gebunden. Die Kosten für die Leistungen ergeben sich also entsprechend dieser Vorgabe. Pferdehaltern ist anzuraten, im Vorfeld die Übernahme der Kosten durch die eigene Pferdekrankenversicherung abzuklären. 

  • Was muss ich nach der Stammzelltherapie beachten?

Je nach Befund und Gelenk erhalten Sie einen individuellen Reha-Plan für Ihr Pferd. Wichtig ist, dass dieser unbedingt eingehalten wird und das Pferd nicht zu früh wieder bewegt oder belastet wird. 

  • Wie lange nach der Behandlung ist eine Besserung zu erwarten?

Die Wirkung der Stammzelltherapie benötigt Zeit. Bis zur maximalen klinischen Besserung kann es sechs bis zwölf Wochen dauern. In den meisten Fällen waren die Pferde nach rund 3 Wochen lahmfrei und es konnte mit einem angepassten Aufbautraining begonnen werden.

  • Doping / Karenzzeit?

Es besteht keine Karenzzeit oder Dopingproblematik. Der Einsatz des Pferdes im Sport hängt nur von dem erzielten Behandlungserfolg und der vertretbaren Belastungsfähigkeit ab.

  • Ist die Wirkung nur vorübergehend oder länger anhaltend?

Im Gegensatz zur Gabe von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten liegt die Besonderheit der Stammzelltherapie darin, dass der Entzündungsprozess dauerhaft unterbrochen wird. Die chondrogen induzierten Stammzellen bilden eine Schicht auf dem Gelenkknorpel. Sie kommunizieren mit den Entzündungszellen und hemmen den Abbau der Knorpelzellen. Die Regeneration der Knorpelmatrix wird nachhaltig gefördert. Das in der Therapie erhaltene zellreiche Plasma hat nach unserer Erfahrung eine klinisch mindestens so effektive entzündungshemmende Wirkung, wie bei einer Kortikosteroid-Injektion (aber ohne deren potentiellen Nebenwirkungen).

Nach unseren eigenen Langzeitbeobachtungen (Behandlung erster Patienten Anfang 2019) auch bei Pferden, bei denen eine ein- bis mehrfache Kortikosteroidbehandlung nicht zum Langzeiterfolg geführt hat, war diese Gelenktherapieform überdurchschnittlich erfolgreich und sehr zu empfehlen. D. h. die Ergebnisse waren überdurchschnittlich besser als die jeweilige Vorbehandlung mit der „klassischen“ Kombinationstherapie mit Kortikosteroiden und Hyaluronsäure bei intraartikulärer Anwendung.

Sicher kann ein Behandlungserfolg im Einzelfall nicht versprochen bzw. garantiert werden – dies ist in der Medizin oder Tiermedizin seriös nicht möglich. Aber auch bei schwierigeren Fällen lohnt es sich, den möglichen Einsatz der Stammzelltherapie zu prüfen. Bei aussichtslosen Fällen kann die Therapie sicher auch keine Wunder vollbringen. Ob die Behandlung sinnvoll oder einen Versuch wert ist, kann nach gründlicher Untersuchung und Prüfung der Ergebnisse der bildgebenden Diagnostik entschieden werden.