Wie füttere ich mein Pferd diesen Winter richtig?

Der Herbst neigt sich langsam dem Ende und der Winter steht sogleich schon vor der Tür

Viele Pferde- und Stallbesitzer gehen mit einem mulmigen Gefühl in die Wintersaison. Durch die langanhaltende Dürreperiode im Sommer konnte nicht genug Ertrag von Heu und Stroh in die Hallen eingelagert werden.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige pferdegerechte Futtermittel vorstellen, die einen Teil der fehlenden Heuration ersetzen können. Insbesondere möchten wir auch auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von leicht- und schwerfuttrigen Pferden hinweisen.

Die vorhandenen Raufuttermittel sollten der Leistung des Pferdes bzw. Ponys entsprechend angepasst sein, um eine Überfütterung  zu vermeiden. Die empfohlene Tagesration von Raufutter beträgt bei einem Pferd rund 1,5 bis 2 kg Heu pro 100kg Körpergewicht, oder aber bei feuchterer Heulage 2,5 kg pro 100kg Körpergewicht (kurz: KGW). Diese Tagesration kann den meisten Pferden in der kommenden Wintersaison leider nicht zur Verfügung gestellt werden, weswegen das Raufutter durch weitere rohfaserreiche Futtermittel ergänzt werden muss.

Neue Konzepte für ein optimales Fütterungsmanagement müssen also her. Beispielsweise kann man das Heu in Heunetzen, besser aber noch in Heuraufen (mit Gitter versehen) anbieten, so sind  die Pferde über einen längeren Zeitraum mit der Futteraufnahme beschäftigt. Zusätzlich wird das Vermischen mit der Einstreu  oder zu hastiges Fressen (Gefahr von Schlundverstopfung!) vermieden.

Bei leichtfuttrigen bzw. übergewichtigen Pferden und Ponys kann ein Teil der Heu- bzw. Heulageportion durch Getreidestroh ersetzt werden. Die empfohlene Tagesration kann bis zu 40% aus Getreidestroh bestehen – das entspricht also einer Kombination aus 1,2 kg Heu pro 100kg KGW und 0,5kg Stroh pro 100kg KGW. Um einer Verstopfungskolik entgegen zu wirken, sollte man die Pferde und Ponys langsam an Stroh gewöhnen. Ebenso muss für eine ausreichende Bewegung des Tieres und einer uneingeschränkten Wasseraufnahme gesorgt werden. Das Stroh sollte nur in Kombination mit Heu- oder Heulage gefüttert werden. Da das Stroh im Vergleich zu Heu bzw. Heulage energie- und proteinärmer ist, sind eventuell Ergänzungen von Aminosäuren, z.B. durch Sojaextraktionsschrot (50 bis 100 g/600 kg KGW) notwendig.

Um das vorhandene Stroh als Futtermittel nutzen zu können, empfiehlt es sich, auf andere Einstreumaterialien wie z.B. Leinenstroh, Hobelspäne oder Miscanthus zurück zu greifen. Bei Pferden mit Atemwegsproblemen sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass auch das Stroh staubarm und von guter Qualität ist.  Optimalerweise sollte auch dieses gewässert oder bedampft werden

Bei schwerfuttrigen Pferden kann man auch auf Maissilagen zurückgreifen, falls durch eine kombinierte Rinder- und Pferdehaltung diese zur Verfügung steht. Maissilagen sollten grundsätzlich nur frisch vom Silo verfüttert werden, da es sonst durch Vermehrung von Hefen zu Gaskoliken kommen kann. Die Silage kann täglich bis zu 1kg pro 100kg KGW gefüttert werden – das entspricht also einer Kombination aus 1kg Heu oder Heulage pro 100kg KGW und 1kg frischer Maissilage pro 100kg KGW. Da Maissilagen zwar energiereich, aber proteinarm sind, sollte über eine Proteinergänzung wie z. B. Sojaextraktionsschrot nachgedacht werden.

Trockengrünprodukte wie Heu-, Luzerne- oder Maiscobs und Grünmehlpellets können ebenfalls ein Teil der Heu- bzw. Heulageportion ersetzen. Ein täglicher Ersatz von 40-50% stellt somit eine gute Alternative zu Heu dar. Die Beschäftigungsdauer von Cobs ist zwar nicht vergleichbar mit Heu oder Heulage, allerdings stellen sie ein angemessenes Futtermittel für die empfindliche Darmflora der Pferde dar.

Die Leckereien Möhren, Rote Beete und Rüben können bei gesunden und normalgewichtigen Pferden ebenfalls einen Teil der knappen Heureserven kompensieren.  Dabei ist zu beachten, dass Möhren in Gänze und Rote Beete, sowie Rüben in Hälften gefüttert werden. Zu klein geschnittene Leckereien können zu Schlundverstopfungen führen.  Bei einem gesunden Pferd z.B. 600kg KGW können täglich Möhren, Rote Beete oder Futterrüben bis zu 10kg und Zuckerrüben bis zum 5kg gefüttert werden.

Bei getrockneten Rübenschnitzel sollte drauf geachtet werden, dass leichtfuttrige Pferde unmelassierte Rübenschnitzel, nach Herstellerangaben, zubereitet bekommen. Bei schwerfuttrigen Pferden können auch melassierte Rübenschnitzel verwendet werden. 0,2-1kg (trocken gewogen) können täglich gefüttert werden, insbesondere auch bei Heu-Strohkombinationen.

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass bei reduzierter Heufütterung auch die Versorgung mit Mikronährstoffen geringer ist. Daher sollte ein entsprechendes Ergänzungsfuttermittel (Mineralfutter) nicht fehlen. Um Überdosierung zu vermeiden empfiehlt es sich, vor allem bei der Selenergänzung, die Versorgung durch ein Blutbild kontrollieren zu lassen.

 

Bei Fragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung,

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr Praxisteam

 

Quelle: PD Dr. med. vet. Ingrid Vervuert „Raufutterversorgung bei Pferden in Zeiten knapper Heu-bzw. Heulagevorräte“  http://www.gpm-geva.org/gpm-geva/public/aktuell/Heufuetterung-2018.pdf, 19.11.2018